Man soll es meiden, heisst es. Nicht gut für die Umwelt und auch nicht für die eigene Gesundheit. Stimmt das? Und ist der komplette Verzicht auf Palmöl wirklich die Lösung?
Ganz so einfach ist es nicht. Das Problem rund um Palmöl ist sehr vielschichtig. Wie bei vielem liegt der Schlüssel vermutlich in der Menge und darin, was wir Menschen daraus machen. Drehen wir die Zeit zurück und schauen uns an, wann es in der Geschichte des Palmöls bergab ging, woher es kommt und natürlich auch, was es in seiner ursprünglichen Form enthält.
Die Ursprünge des Palmöls liegen auf dem afrikanischen Kontinent. Dort wurde es von Kleinbauern bereits vor mehreren hundert Jahren angebaut. Seinen Weg nach Indonesien – das Palmöl-Land schlechthin –fand es dann in der Kolonialzeit. Auch heute noch, wird in Afrika Palmöl produziert. Im Vergleich zu Indonesien und Malaysia aber deutlich weniger.
«Indonesien und Malaysia produzieren 85% des weltweiten Palmöl-Bedarfs. Davon wird ein grosser Teil exportiert.»
Gewonnen wird Palmöl von den Früchten der Ölpalmen. Genauer gesagt aus dem Fruchtfleisch sowie dem Fruchtkern. Die Ölpalme kann nicht direkt nach dem Einpflanzen zur Gewinnung von Palmöl verwendet werden. Richtig ertragreich ist sie erst nach 3-4 Jahren. Dafür hat sie mit 21 Jahren eine lange Lebenszeit und der Ertrag ist im Vergleich zur benötigten Fläche sehr hoch. Das macht den Anbau von Ölpalmen attraktiv und eigentlich auch nachhaltig. Weshalb also der schlechte Ruf?
«Raps und Kokos benötigen drei bis fünfmal so viel Anbaufläche wie Ölpalmen. Daher ist es keine Lösung, Palmöl pauschal zu ersetzen.»
Leider werden Ölpalmen häufig in Monokulturen angepflanzt und der Verbrauch von Palmöl ist weltweit so hoch, dass die Produktion zu Rodungen von Wäldern führt. Damit einher geht der Verlust des Lebensraums vieler Tiere, wie beispielsweise der Orang Utans. Durch die Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden werden zudem die Böden und die Umwelt stark belastet. Das ist insbesondere schade, da beim Anbau von Ölpalmen auch mit einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Form ein grossartiger Ertrag erzielt wird. Verschiedene Hilfsorganisationen setzen sich seit mehreren Jahren mit Nachhaltigkeitsstandards und Zertifizierung dafür ein, dass grosse Unternehmen nur nachhaltig produziertes Palmöl einkaufen.
Dadurch sollen Rodungen verhindert und eingedämmt werden. Mit gesunder Ernährung kannst du direkt etwas für die Senkung der Nachfrage nach Palmöl tun. Wie das geht, erfährst du weiter unten. Da Palmöl auch im Treibstoff und Biokraftstoff vorhanden ist, empfiehlt es sich zudem das Auto einmal mehr stehen zu lassen und stattdessen mit dem Velo loszuziehen.
«Natürliches, kaltgepresstes Palmöl als Vitamin A und E Booster.»
Zusätzlich zum Thema Nachhaltigkeit interessieren mich natürlich auch die Inhaltsstoffe von Palmöl. Ist es so ungesund wie ihm nachgesagt wird? In seiner natürlichen Form enthält Palmöl wertvolle Inhaltsstoffe, vergleichbar mit anderen Pflanzenölen. Besonders erwähnenswert ist dabei Vitamin A und E. Erhältlich ist es in Bioläden oder online. Dank seiner Hitzebeständigkeit eignet es sich super, um etwas anzubraten oder für asiatische Wokgerichte. Es schmeckt leicht süsslich und ist sehr aromatisch. Viele weniger positive Eigenschaften hat jedoch das raffinierte Palmöl, welches in fast jedem zweiten verarbeiteten Lebensmittel vorkommt. Dieses enthält viele gesättigte Fettsäuren und wirkt sich daher schädlich auf die Gesundheit aus. Es empfiehlt sich deshalb, auf Produkte die raffiniertes Palmöl enthalten, wenn möglich zu verzichten oder den Konsum stark einzuschränken.
Warum enthalten so viele Lebensmittel industriell verarbeitetes Palmöl und wie kann ich das umgehen?
Die Argumente für den inflationären Einsatz von Palmöl sind schlagkräftig. Denn Palmöl:
- fördert die Haltbarkeit
- ist sehr hitzebeständig
- verbessert die Streichfähigkeit von Produkten
- bleibt fest bei Zimmertemperatur und muss somit nicht chemisch gehärtet werden
- dient als Trägerstoff für Aromen
Aus den oben genannten Gründen wird es in der Lebensmittelindustrie fast überall eingesetzt. Es zu vermeiden geht zumindest bei den Lebensmitteln sehr einfach. Wenn du frisch kochst und wo immer möglich auf verarbeitete Produkte verzichtest, begegnest du Palmöl selten bis gar nicht. Hinzu kommt, dass dies auch wesentlich zu einer gesunden Ernährung beiträgt. Denn so meidest du auch viele weitere nicht gesundheitsförderliche Stoffe. Wenn es trotzdem Mal etwas Süsses sein soll oder du auf dein Lieblings Convenience Produkt nicht verzichten möchtest, kannst du mit der Codecheck App ganz einfach überprüfen, ob Palmöl drin ist.
In diesen Produkten versteckt sich häufig Palmöl: Süssigkeiten & Confiserie, Fertigprodukte, Kosmetik, Treibstoff
Ich hoffe nach dem Lesen dieses Beitrages hast du etwas mehr den Durchblick im Palmöl-Dschungel. Auch wenn dieser nur an der Oberfläche des Palmöl-Problems kratzt.
Als Take Away für dich gilt:
- Versuche Fertigprodukte zu vermeiden. Diese beinhalten oft Palmöl und sind auch sonst nicht gut für deine Gesundheit.
- Wenn Palmöl, dann kaltgepresstes aus dem Bioladen. Dieses hat durchaus wertvolle Inhaltsstoffe, wurde nachhaltig produziert und ist eine gute Abwechslung zu anderen Pflanzenölen.
- Für einen schnellen Check ob ein Produkt Palmöl enthält hilft dir die App Codecheck.
Quellen
WWF Nachhaltigkeitsprobleme im Palmölsektor
Forum Nachhaltiges Palmöl