In der Schweiz ist Milch seit jeher ein bedeutungsvolles Nahrungsmittel. Seit einigen Jahren muss sie sich aber einiges an Kritik gefallen lassen und ihren Platz im Supermarkt mit Milchalternativen teilen.
Beginnen wir ganz von Vorne in der Geschichte der Milch. Seit wir Menschen uns vom Jäger und Sammler zu sesshaften Viehzüchtern weiterentwickelt haben, trinken wir Milch. Dies da sie uns Energie liefert und uns mit wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt.
Die wertvollsten Vitamine und Mineralstoffe in der Milch
Calcium
Aufbau der Knochen & Zähne, Blutgerinnung, Erregbarkeit der Nerven & Muskeln
Vitamin B1
Wichtig für den Energiestoffwechsel, die Nervenfunktion, gesunde Haut & Haare
Vitamin B12
Bildung der roten Blutkörperchen
Vitamin A
Beteiligt am Sehvorgang, wichtig für Wachstum, Immunsystem, gesunde Haut & Haare
Vitamin D
Aufnahme von Calcium, Stoffwechselregulation
Aufgrund der oben aufgeführten wertvollen Stoffe und der gelieferten Energie in Form von Kohlenhydraten, Fett und Proteinen, empfiehlt die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) drei Portionen Milch und Milchprodukte pro Tag. Eine Portion Milch entspricht 2 dl, bei Joghurt, Quark oder Milch ist es ein kleiner Becher, bei Käse 30g.
Welchen Einfluss hat die Verarbeitung auf die Milch?
Milch ist nicht gleich Milch. Das Spektrum von frischer Milch vom Bauern bis hin zu UHT Milch ist gross. Die grössten Unterscheidungsmerkmale sind die Haltbarkeit und der Fettgehalt. Bei der frischen Milch und der Vollmilch ist der Fettgehalt am höchsten und die Milch ist sehr geschmackvoll und rahmig, beim Milchdrink ist dieser geringer. Das Haltbarkeitsverfahren wie auch die Entrahmung haben Einfluss auf den Vitamingehalt. Am höchsten ist dieser bei der Frisch- und Vollmilch, denn bei der Entrahmung geht ein Teil der fettlöslichen Vitamine A und D verloren. Auch das Pasteurisieren hat einen kleinen Einfluss. Dabei können bis zu 5% der Vitamine zerstört werden. Höher ist der Verlust bei UHT-Milch. Aufgrund der Erhitzung bis auf 155° C können bis zu 20% der Vitamine verloren gehen. Dafür ist die UHT-Milch auch ausserhalb des Kühlschrankes bis zu zwölf Wochen haltbar.
Negative Faktoren und Kritik am Milchkonsum
In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Milchalternativen-Boom. Viele Menschen haben komplett auf pflanzliche Milch umgestellt und die Kritik an der guten alten Milch wird lauter. Woran liegt das? Gründe dafür sind zum einen negative Auswirkungen eines zu hohen Milchkonsums aber auch Tierwohl und Nachhaltigkeit.
Übersäuerung und unreine Haut
Wer zu viele eiweisshaltige respektive säurebildende Lebensmittel zu sich nimmt, muss damit rechnen, dass es im Körper zu einer Übersäuerung kommt. Da Milch eiweisshaltig ist, kann sie bei einem zu hohen Konsum in Kombination mit einer schlechten Ernährung dazu beitragen. Anzeichen für eine Übersäuerung sind beispielsweise Antriebslosigkeit, Nervosität sowie Gelenkschmerzen. Als Folge kann auch unreine Haut oder Akne auftreten. Bei einer ausgewogenen Ernährung gemäss Empfehlung der SGE sollte dies jedoch nicht der Fall sein.
Tierwohl & Nachhaltigkeit
Neben den gesundheitlichen Aspekten stehen für viele Schweizerinnen und Schweizer beim Milchkonsum vor allem das Tierwohl und die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Daher boomen Milchalternativen wie Hafer-, Mandel- oder Sojamilch. Aber Milch geht auch nachhaltig. Dafür sorgen in der Schweiz Labels wie die Bio Knospe und Demeter. Sie schreiben vor, dass die Kühe 90% Gras und Heu fressen müssen und nur 10% Kraftfutter zum Einsatz kommen darf. Weidegang und Auslauf im Winter sind obligatorisch. Wichtig zu wissen ist aber, dass auch bei Biomilch die Kälber häufig von der Mutter getrennt werden. Je nach Betrieb findet dies früher oder später statt. Aktuell gibt es einen Trend hin zur muttergebundenen Aufzucht. Einige Schweizer Bauern setzen das bereits um. Ein Beispiel ist der Bauernhof Werffeli.
Milchalternativen – Hafer oder Mandel

Mittlerweile gibt es sehr viele Milchalternativen. Auch diese enthalten wertvolle Nährstoffe. Allerdings gibt es Einiges zu beachten in Bezug auf die Kaloriendichte und Verwendung. Schau immer darauf, dass die Milch nicht gesüsst ist. Sonst wird sie schnell zur Kalorienfalle. Ebenfalls wichtig: Nicht alle Milchalternativen eignen sich zum Aufschäumen. Auf der Verpackung findest du meistens Hinweise dazu. Wenn dir Regionalität wichtig ist, empfiehlt sich Hafermilch oder Mandelmilch, denn sowohl Mandeln wie auch Hafer sind in Europa heimisch.
Fazit
Milch ist ein Lebensmittel mit wertvollen Nährstoffen und hat viele positive Auswirkungen auf unseren Körper. Aus rein ernährungstechnischer Perspektive gibt es für gesunde Menschen keinen Grund, gänzlich auf Milch zu verzichten. Es empfiehlt sich aber, Biomilch zu kaufen oder noch besser, die Milch direkt beim Bauern zu beziehen. Zur Abwechslung und um einer Übersäuerung entgegenzuwirken, kann es durchaus Sinn machen, Alternativen einzusetzen. Am Schluss gilt auch hier: Die Menge und die Qualität sind entscheidend.
Quellen
SGE, Die Ernährungslehre Hotel & Gastro Union, Admin.ch, Swiss Milk, Bio Knospe